Letztes Update: 09.04.2024
Wenn es um Online-Marktplätze geht, gibt es ein paar globale Namen wie Amazon und eBay, die jeder kennt. Aber wenn Sie mit Ihrer Marke expandieren und andere Märkte erschließen wollen, reicht dieses Wissen vielleicht nicht aus.
Obwohl Amazon ein weltweit bekannter Marktplatz ist, gibt es immer noch einige Länder auf dem Globus, in denen der E-Commerce-Riese nicht der größte Akteur ist. Wenn Sie also in Erwägung ziehen, über die Sicherheit der amerikanischen Marktplätze hinauszugehen, sollten Sie unsere dreiteilige Serie über weniger bekannte, aber dennoch bedeutende Online-Marktplätze verfolgen.
Da wir Expert:innen für Online-Markenschutz sind, können wir die potenziellen Gefahren, die ein Marktplatz für Marken darstellt, nicht ignorieren. Typischerweise bestehen diese Gefahren wie Fälschungen und Graumarkt auch dann, wenn Ihre Marke offiziell nicht auf einem Marktplatz vertreten ist. Es lohnt sich also, einen Blick auf unsere Liste zu werfen, auch wenn Sie eigentlich nicht auf diesen Marktplätzen auftreten wollen.
Wer weiß, vielleicht sind Ihre Produkte ja schon dort?
Mit der Übernahme von real.de ist Kaufland zu einem der größeren Akteure im deutschen E-Commerce geworden. Der Marktplatz bietet eine große Auswahl an Produkten, die von Lebensmitteln über Autoteile bis hin zu Elektronik reicht, und verzeichnet rund 28,9 Millionen monatliche Besuche.
Auf diesem Marktplatz werden Produkte von Drittanbieter:innen angeboten, so dass sich neben ehrlichen und zugelassenen Verkäufer:innen auch Fälscher:innen und Graumarkthändler:innen einschleichen können.
Interessanterweise kommen viele dieser Drittanbieter:innen aus China. Da viele Kund:innen fälschlicherweise davon ausgehen, dass sie bei kaufland.de das Sortiment der Supermarktkette kaufen, ist vielen nicht bewusst, dass sie am Ende gefälschte Produkte aus China kaufen könnten.
Mit über 60,7 Millionen monatlichen Besuchen ist bol.com der größte niederländische Online Marktplatz. Mit einem jährlichen Verkaufswert von 5,5 Milliarden Euro im Jahr 2020 kann bol.com durchaus als erfolgreich bezeichnet werden. Ähnlich wie Amazon bietet bol.com eine breite Palette an Produkten in vielen Kategorien an, von Elektronik über Mode bis hin zu Spielzeug.
Ähnlich wie bei Amazon ist auch das Geschäftsmodell von bol.com, Produkte sowohl von sich selbst als auch von Drittanbieter:innen anzubieten. Dies kann unehrlichen Verkäufer:innen, einschließlich Fälscher:innen und Graumarkter:innen, die Möglichkeit geben, ihre Produkte mit echten, zugelassenen Waren zu mischen. Glücklicherweise haben wir auf dieser Plattform noch nicht viele Fälschungen vorgefunden. Aber wenn wir welche ausgemacht haben, waren sie immer schnell und einfach vom Marktplatz zu entfernen.
Screenshot einer bol.com-Ergebnisliste mit Produkten, die sowohl vom Marktplatz als auch von Drittanbietern angeboten werden
An zweiter Stelle in den Niederlanden steht Marktplaats mit 45,5 Millionen monatlichen Besuchen und einem geschätzten Jahresumsatz von 33,5 Millionen Dollar. Auf Maarktplats finden sich hauptsächlich Kleinanzeigen mit gebrauchten Gegenständen, die von Verbraucher:innen angeboten werden, aber beispielsweise auch Inserate für Mietwohnungen.
Dieses Geschäftsmodell ermöglicht es markenrechtsverletzende Verkäufer:innen, die Öffentlichkeit zu erreichen, und kann eine Gefahr für die IP-Rechte von Marken darstellen. Wir sind hier auf einige wenige Fälle gestoßen, und da die Verkäufer:innen leicht zu erreichen sind, haben sich unsere Ermittlungen immer als fruchtbar erwiesen. Außerdem arbeitet die Plattform bei Takedowns zuverlässig mit uns zusammen.
Gumtree ist ein weiterer Marktplatz für Kleinanzeigen (und gehört zu eBay), auf dem Menschen ihre gebrauchten Gegenstände, Dienstleistungen, Mietwohnungen und sogar Stellenangebote einstellen können. Die Plattform verzeichnet 20,3 Millionen Besucher:innen pro Monat und einen Verkaufswert von 28 Millionen Dollar. Gumtree ist auch in anderen Ländern wie Australien und Neuseeland aktiv.
Screenshot der Homepage von gumtree.com
Wie bei anderen Kleinanzeigen Plattformen ist das Risiko von IP-Rechtsverletzungen hoch, und Marken sollten Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen, selbst wenn sie nicht selbst auf gumtree präsent sind. Wir haben festgestellt, dass die Verkäuferinformationen nicht ohne Weiteres verfügbar sind. Außerdem nutzen einige Leute die Plattform, um ihre Print-on-Demand-T-Shirts zu verkaufen, was ein weiteres potenzielles Risiko für die Verletzung der IP-Rechte von Marken darstellt.
Cdiscount hat 55,2 Millionen monatliche Besucher:innen und einen weltweiten Nettoumsatz von 1,004 Millionen Dollar. Der Marktplatz arbeitet mit Drittanbietern zusammen und fordert von diesen, einen Kundendienst in französischer Sprache anzubieten. Dies steht im Einklang mit dem Publikum der Plattform, das hauptsächlich aus Frankreich und anderen Ländern wie Belgien, Algerien und Marokko kommt, wo Französisch weit verbreitet ist.
Ähnlich wie Cdiscount hat ManoMano seinen Ursprung in Frankreich und expandierte mit steigender Bekanntheit in weitere Länder. Heute ist ManoMano der "größte Marktplatz für Produkte und Services im Bereich Heimwerken, Haus und Garten in Europa".
ManoMano hat sich mit seiner Unternehmensgründung im Jahr 2013 zum Ziel gesetzt, die Heimwerkerbranche zu digitalisieren, indem es professionelle Dienstleistungen, Beratung und eine große Auswahl an Produkten für Heimwerker anbietet, die Kunden normalerweise in einem physischen Baumarkt erwarten.
Der Marktplatz hat rund 431.000 monatliche Besucher:innen, von welchen der größte Teil aus Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Deutschland kommen. Der Umsatz von ManoMano wird aktuell auf etwa 60,8 Millionen Dollar jährlich geschätzt.
Mit 12,1 Millionen monatlichen Besuchen und einem Jahresumsatz von 22 Millionen Dollar ist Ricardo einer der beliebtesten B2C-Marktplätze der Schweiz, der auch C2C-Kleinanzeigen umfasst. Verkäufer:innen bieten hier eine breite Palette von Produkten an, darunter Home Decor, Autos, Schmuck, Mode und sogar Antiquitäten und Kunstwerke.
Ricardo ermöglicht es Verkäufer:innen, ihre Produkte für Auktionen, Sofortkäufe oder beides anzubieten. Der Austausch von Zahlungen und Produkten findet außerhalb der Plattform und manchmal persönlich statt, was bedeutet, dass diese Transaktionen sehr schwer zu verfolgen sind. Auf diese Weise bietet Ricardo Verkäufer:innen von gefälschten Produkten eine gute Möglichkeit, ihre Geschäfte unentdeckt zu tätigen.
Obwohl Verkäufer:innen ihre Konten verifizieren müssen, sind Informationen über sie nicht ohne weiteres verfügbar. Jedoch haben wir bisher nur gute Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Ricardo gemacht und Takedowns konnten schnell durchgeführt werden.
Screenshot der Homepage von ricardo.ch
Allegro ist die beliebteste E-Commerce-Plattform in Polen. Sie bietet eine breite Produktpalette von Elektronik bis hin zu Home Decor und verzeichnet 197,1 Millionen Besuche pro Monat. Mit einem Nettoumsatz von fast 9 Milliarden Zloty (ca. 2 Milliarden Euro) ist Allegro in Polen eine feste Größe.
Allegro bietet Produkte sowohl selbst als auch von Drittanbieter:innen an und ist anfällig für Probleme mit Fälscher:innen und Graumarkthändler:innen, die unentdeckt auf der Plattform agieren und potenzielle Kundschaft finden. Glücklicherweise werden die Informationen der Verkäufer:innen offengelegt, so dass es für uns ein Leichtes ist, sie aus dem Verkehr zu ziehen.
Nicht ganz dasselbe gilt für den Kleinanzeigenbereich von Allegro, allegrolokalnie, in dem nur Namen der Verkäufer:innen und keine weiteren Informationen angezeigt werden. Wir sind hier auf verschiedene Arten von Fälschungen sowie auf geknackte Softwareprodukte gestoßen.
Dieser Marktplatz ist eine beliebte Online-Auktionsseite und ein Marktplatz in Ungarn, der eBay nicht unähnlich ist. Vatera hat 3,3 Millionen monatliche Besucher und einen Jahresumsatz von 1,4 Millionen Dollar. Die Plattform bietet die für eine Auktionsseite typische Vielfalt an Produkten an, darunter Elektronik, Babyartikel, Möbel, Bücher, Home Decor und sogar Immobilien.
Wie so oft bei einer Plattform, die eine große Anzahl von Verkäufer:innen beherbergt, haben Betrüger:innen und Personen mit weniger ehrlichen Absichten die Möglichkeit, Kontakt zu Verbraucher:innen zu erlangen.
Shpock ist zwar in mehreren europäischen Ländern aktiv, hat seinen Hauptsitz jedoch in Österreich.
Als Marktplatz für C2C-Kleinanzeigen, der es auch Unternehmen ermöglicht, Produkte auf der Plattform einzustellen, rühmt sich shpock mit 10 Millionen aktiven Nutzern pro Monat und einem monatlichen Umsatzwert von 9 Millionen Euro.
Screenshot von shpock.com, wo verschiedene Artikel in verschiedenen Währungen verkauft werdenScreenshot von shpock.com, wo verschiedene Artikel in verschiedenen Währungen verkauft werden
Wie auf jedem Marktplatz, auf dem Produkte aus zahlreichen, meist ungeprüften Quellen stammen und nur wenige Informationen vor dem Kauf bereitgestellt werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf shpock gefälschte Produkte auftauchen, recht hoch. Da die eigentliche Kauftransaktion offline stattfindet, ist es noch schwieriger, betrügerische Verkäufer:innen aufzuspüren.
Die Käufer:innen haben nämlich keinen eigentlichen "Kauf"-Button, sondern müssen mit den Verkäufer:innen in Kontakt treten und Preise, Zahlung und Abholung aushandeln. Die Kommunikation mit den Verkäufer:innen ist manchmal langwierig und mühsam, aber Markenschutzexpert:innen müssen hartnäckig bleiben: Bei vielen unserer Testkäufe haben wir gestohlene oder gefälschte Artikel gefunden. Glücklicherweise arbeiten wir hervorragend mit dem Marktplatz zusammen, und er reagiert schnell, wenn wir die IP Rechte unserer Kunden durchsetzen.
Fun Fact: Der Hauptkonkurrent dieses Marktplatzes trägt den lustigen Name willhaben.at, was in etwa "Ich will es haben" bedeutet.
Der beliebteste Kleinanzeigenmarktplatz des Landes, Kupujemprodajem, hat 11,5 Millionen monatliche Besuche und einen Jahresumsatz von rund 5 Millionen Dollar. Interessanterweise kann das Unternehmen mit weniger als 25 Vollzeitbeschäftigten als Kleinunternehmen betrachtet werden.
Wie andere C2C-Marktplätze bietet auch Kupujemprodajem eine breites Spektrum von meist gebrauchten Produkten und Dienstleistungen an, wie z. B. Autoteile, Elektronik, Bücher, Haustierbedarf oder sogar Urlaubs- und Jobangebote. Dieses große Angebot an Produkten und Verkäufer:innen ist nicht ungefährlich; Waren von schlechter Qualität und Fälschungen können sich einen Platz unter den ehrlichen Angeboten erobern und sowohl den Marken als auch den Verbraucher:innen Schaden zufügen.
Die Türkei, die sich über den Bosporus erstreckt, ist buchstäblich die Brücke zwischen Asien und Europa. Diese großartige Mischung von Kulturen ist überall im Land sichtbar, auch im E-Commerce.
Mit 174,68 Millionen monatlichen Besuchen und einem Jahresumsatz von 3.706,3 Millionen Dollar ist Trendyol der größte Online Marktplatz in der schnell wachsenden E-Commerce-Landschaft der Türkei. Der Erfolg des Unternehmens wird auch von den Investoren anerkannt: Bei seiner letzten Finanzierungsrunde erhielt Trendyol 1,5 Milliarden von Quellen wie General Atlantic, SoftBank Vision Fund und Princeville Capital.
Der Marktplatz bietet Produkte in vielen Kategorien an, darunter Lebensmittel, Elektronik, Mode und Kosmetik.
Screenshot der Homepage von trendyol.com
Als größter Akteur auf einem wachsenden Markt verhilft Trendyol oft sowohl lokalen als auch internationalen Marken, die in den Markt eintreten wollen, zum Erfolg. Das ist sicherlich gut für kleine Marken und die Wirtschaft im Allgemeinen, aber es verhilft auch Fälscher:innen und Graumarkthändler:innen, zu einer lukrativen Plattform.
Autor: Felix & Rebecca