Letzte Änderung: 27.05.2025 | 07.02.2023 | globaleyez
Obwohl das Unternehmen außerhalb der EU wahrscheinlich nicht sehr bekannt ist, ist OTTO eine ernstzunehmende Größe im deutschen e-Commerce. Marken entscheiden sich aufgrund der großen Reichweite und des guten Rufs für OTTO, während Verbraucher den zuverlässigen Service und die schnelle Reaktion auf neueste Verbrauchertrends schätzen. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung ununterbrochen in der Region präsent und ist ein unverzichtbarer Akteur für Marken, die im deutschen E-Commerce Fuß fassen wollen.
Werner Otto gründete sein Handelsunternehmen 1949 in Hamburg und brachte 1950 seinen ersten Versandhauskatalog heraus. Während er zunächst nur Schuhe verkaufte, ermöglichte ihm der schnelle Erfolg seines Unternehmens die Ausweitung auf andere Produkte. So fanden ab 1956 auch Fahrräder, Elektronik und andere Produkte ihren Weg in die OTTO-Kataloge.
Als das Unternehmen wuchs, wandelte Werner Otto seine Firma in eine Unternehmensgruppe um, indem er neue Dienstleistungsbereiche einführte, darunter Finanzen und Logistik. OTTO war eines der ersten Unternehmen, die eine Website einrichteten und begannen, mit dem Internet zu experimentieren. Im Jahr 2007 waren bereits eine halbe Million Produkte online verfügbar, und im Jahr 2008 machte der Online-Verkauf mehr als 50 % des Jahresumsatzes des Unternehmens aus.
Heute ist otto.de mit 44,7 Millionen monatlichen Besuchen die viertmeistbesuchte E-Commerce-Website in Deutschland, nach amazon.de (388,8 Millionen), ebay.de (117,8 Millionen) und temu.com. Beim Nettoumsatz auf dem deutschen Markt liegt OTTO mit 4,77 Milliarden Euro sogar an zweiter Stelle, nach Amazon mit einem Nettoumsatz von 18,67 Milliarden Euro.
Nach dem leichten Rückgang im Jahr 2023 wurde das Jahr 2024 im Geschäftsbericht von OTTO als finanzielle Trendwende bezeichnet. Das Unternehmen erreichte sein Ziel eines stabilen Umsatzwachstums und konnte seine Profitabilität steigern. Der Bruttowarenwert von OTTO stieg um 9% auf über 7 Mrd. Euro, und auch die Zahl der aktiven Kunden wuchs auf 12,4 Mio., was einem Anstieg von 4% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Derzeit ist otto.de in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und Japan verfügbar.
Der ikonische Versandhauskatalog des Unternehmens wurde 2018 eingestellt.
Als umfassender Marktplatz hat otto.de seit den ersten Paar Schuhen einen weiten Weg zurückgelegt. Heute können Kunden Elektronik, Mode, Möbel, Sportbekleidung, Haushaltsgeräte und vieles mehr kaufen, darunter natürlich auch Schuhe.
Screenshot von zufälligen Angeboten auf otto.de
Ähnlich wie Amazon und viele andere Wettbewerber arbeitet OTTO mit Drittanbietern zusammen. Im Gegensatz zu den meisten Marktplätzen macht es OTTO den Verbrauchern jedoch leicht, herauszufinden, bei wem sie kaufen.
Links auf der Seite zeigt OTTO Suchfilter an, mit denen die Verbraucher die Produktangebote eingrenzen können. Zu diesen Filtern gehören neben vielen anderen Merkmalen wie Marke, Preis, Farbe auch die Namen der Verkäufer.
Screenshot von zufälligen Produktangeboten auf otto.de mit der Möglichkeit, auf der linken Seite nach Verkäufern zu suchen
Als Online Markenschutzexperten müssen wir von globaleyez OTTO für diese Transparenz über seine Drittanbieter ein großes Lob aussprechen.
Unserer Erfahrung nach suchen Betrüger nach Marktplätzen, die ihnen ein höheres Maß an Anonymität bieten. Mit diesem Schritt macht sich OTTO in den Augen von Betrügern weniger attraktiv. Leider können wir nicht behaupten, dass irgendein Marktplatz völlig frei von ihnen ist, aber eine solche Transparenz ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
Screenshot der Informationsseite eines beliebigen Verkäufers auf otto.de
Neben der Bereitstellung des Marktplatzes ist OTTO selbst auch Verkäufer – ganz ähnlich wie Amazon. Auch die Darstellung der Produktangebote ähnelt dem größten Konkurrenten von OTTO, und der Einkaufsprozess ist ebenfalls recht ähnlich. Produkt anklicken, in den Warenkorb legen, Versandoption wählen, dann bezahlen.
Seit Anfang 2024 können OTTO-Kunden Produkte über die OTTO-App auch per Apple TV kaufen. Die Shopping-Episoden des Marktplatzes können live angesehen oder aufgezeichnet und angesehen werden, wann immer die Kunden Lust haben. Die App bietet auch eine Live-Chat-Option, um den Zuschauern bei Problemen oder Fragen zu helfen. Obwohl der Dienst derzeit nur auf Apple TV läuft, ist eine Ausweitung auf andere Anbieter bereits im Gespräch.
Nachhaltiges Wirtschaften gewinnt in den Augen der Verbraucher zunehmend an Bedeutung.
Genau das hat sich OTTO zu Herzen genommen und mehrere Initiativen für mehr Nachhaltigkeit gestartet. So führte das Unternehmen beispielsweise im April 2022 seine Circular Fashion-Kollektion ein, die nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft erstellt wird.
Screenshot von zufälligen Produkten aus der Circular Kollektion auf otto.de
Aber OTTO beschränkt sich nicht auf dieses Projekt. Im November 2022 stellte das Unternehmen seine neue Nachhaltigkeitsstrategie vor, die Maßnahmen für eine nachhaltigere Verpackung, einen nachhaltigeren Versand und ein größeres Angebot an nachhaltigen Produkten auf dem Markt beinhaltet.
All dies soll dazu beitragen, das übergeordnete Ziel von OTTO zu erreichen: bis 2030 klimaneutral zu werden.
Die Bemühungen des Unternehmens bleiben nicht unbemerkt. Der Forest Stewardship Council (FSC) verlieh OTTO im Jahr 2022 den prestigeträchtigen Titel "FSC Retailer of the Year". Dieser Titel wird jedes Jahr an den nachhaltigsten Hersteller und/oder Händler von Möbeln verliehen und würdigt die Bemühungen des Preisträgers um den Schutz der Wälder und eine nachhaltige Produktion.
Da der Klimawandel von Tag zu Tag zu einem dringlicheren Thema wird, glauben wir, dass OTTO auf dem richtigen Weg ist. Der E-Commerce trägt immer mehr zur Umweltverschmutzung bei, daher ist es wichtig, dass OTTO versucht, diese Problematik zu bekämpfen. Wie wir oben gesehen haben, werden die Verbraucher solche Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit belohnen, was letztendlich OTTO und natürlich auch der Umwelt zugutekommen könnte.
Angesichts des großen Erfolgs der ersten Kollektion hat OTTO 2023 seine zweite Circular-Kollektion auf den Markt gebracht. Diese umfasste 16 Kleidungsstücke, darunter Hemden, Hosen und Unterwäsche.
Da Nachhaltigkeit das Hauptziel der neuen OTTO-Kleidung ist, bestand sie aus langlebigen Materialien, die recycelt und der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt werden können, sobald sich ihre ursprünglichen Besitzer von ihnen trennen. Das dürfte allerdings noch eine Weile dauern, denn die Kleidungsstücke folgen klassischen Designs und Farben, um sicherzustellen, dass sie noch lange in Mode bleiben.
OTTO arbeitete bei der Entwicklung der Kollektion eng mit dem Berliner Start-up circular.fashion zusammen. Die Kleidungsstücke verfügen alle über einen digitalen Produktpass namens circularity.ID, der alle Informationen über Recyclingmöglichkeiten enthält. Wenn Besitzer entscheiden, dass sie das Kleidungsstück nicht mehr wollen, können sie den digitalen Tag einfach mit einem Mobiltelefon auslesen und den Anweisungen folgen, um ihrem alten Kleidungsstück ein neues Leben zu geben.
Nachhaltigkeit ist nicht der einzige große Trend, dem sich Unternehmen im e-Commerce bewusst sein müssen. Auch der reibungslose Zahlungsverkehr steht ganz oben auf der Liste – und das aus gutem Grund.
Mit der Ankündigung, im Sommer 2022 ein eigenes Bezahlverfahren einzuführen, hat OTTO einmal mehr auf die neuesten Trends reagiert. Ziel ist es, eine reibungslose und moderne Bezahlmethode zu schaffen, die sowohl Verkäufern als auch Verbrauchern hilft, ihre Einnahmen/Ausgaben auf otto.de im Griff zu behalten. Da keine externen Anbieter genutzt werden, soll der Zahlungsverkehr für alle Beteiligten schneller und günstiger werden.
Für Unternehmen ist es oft eine Herausforderung, die immer komplexer werdenden rechtlichen Rahmenbedingungen im E-Commerce einzuhalten. Um seine Verkäufer zu entlasten, hat OTTO beschlossen, eine Partnerschaft mit dem Softwareunternehmen osapiens einzugehen und eine nachhaltige Produkt-Compliance-Lösung zu entwickeln. Dieses skalierbare Software-Tool soll Verkäufer bei der Einhaltung verschiedener Vorschriften unterstützen, darunter der Digitale Produktpass (DPP), der Batteriepass und die Allgemeine Produktsicherheitsverordnung (GPSR).
Eine weitere innovative Lösung des Unternehmens ist "Ship from Store". Diese gemeinsam mit dem Einkaufszentrumsbetreiber Ece ins Leben gerufene Initiative ermöglicht es Unternehmen, Produkte direkt aus ihren Geschäften und nicht aus einem Zentrallager an Kunden zu versenden.
Auch die Otto-Group-Mitglieder About You und Limango sowie die PTH Group (mit den Marken Esprit, Tommy Hilfiger, Calvin Klein und Levi's) beteiligen sich an dieser Initiative.
Das Ship from Store-Konzept könnte ein weiteres Sprungbrett sein, das den Online- mit dem Offline-Handel verbindet und zu einer erheblichen Umsatzsteigerung in den physischen Geschäften der Beteiligten beitragen könnte.
Nach Angaben aus dem Jahr 2022 sind rund 3.500 Marken und Anbieter auf OTTO vertreten, mehr als dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Dies ist ein großer Erfolg für den Marktplatz, vor allem, wenn man bedenkt, dass verschiedene Zulassungskriterien erfüllt werden müssen und sogar Gebühren für Geschäftspartner anfallen.
OTTO berechnet seinen Verkäufern eine monatliche Gebühr von 39,90 € für den Zugang zur Plattform sowie einen Aufschlag für jedes verkaufte Produkt. Die Höhe dieses ist abhängig vom jeweiligen Produkt.
Aus Sicht des Online Markenschutzes sind diese Barrieren, die OTTO für potenzielle Verkäufer geschaffen hat, definitiv von Vorteil, da sie Betrüger davon abhalten können, den Marktplatz zu nutzen. Die monatliche Gebühr ist zudem abschreckend für Verkäufer, die nur das schnelle Geld machen und billige Produkte von schlechter Qualität verkaufen wollen.
Anfang 2024 kündigte OTTO seine Absicht an, den Marktplatz für ausgewählte europäische Verkäufer zu öffnen. OTTO behält sich jedoch das Recht vor, "billigst produzierte Wegwerfware" grundsätzlich vom Marktplatz fernzuhalten. Ausgewählte Anbieter aus EU-Mitgliedsstaaten könnten ab 2025 auf der Plattform erscheinen.
Dank all dieser Maßnahmen genießt der Marktplatz bei Verbrauchern einen guten Ruf. Kein Wunder, dass einige Betrüger versuchen, die Plattform zu imitieren. Dennoch kann kein Marktplatz völlig frei von der Gefahr sein, dass gefälschte, Graumarkt- und andere IP-verletzende Produkte ihren Weg auf die Plattform finden. Im Fall von OTTO ist davon auszugehen, dass Graumarktartikel das Problem sind, dessen sich Ihre Marke bewusst sein muss.
Dabei handelt es sich um Originalprodukte, die außerhalb Ihres zugelassenen Vertriebsnetzes verkauft werden, was bedeutet, dass die Verbraucher nichts davon bemerken, abgesehen von dem etwas niedrigeren Preis des Produkts. Aber gerade dieser niedrigere Preis schafft einen unlauteren Wettbewerb zwischen Ihren eigenen Produkten, der das Vertrauen in Ihr Vertriebsnetz untergräbt und Ihrer Marke erhebliche Verluste beschert.
Daher ist es notwendig, ein umfassendes Online Markenschutzprogramm einzurichten, um Ihre IP-Rechte zu schützen und Ihr Vertriebsnetz frei von Lecks zu halten.
Egal, ob Sie einen Markteintritt in Deutschland anstreben oder einfach nur Ihre Reichweite auf neue Verbrauchergruppen ausdehnen wollen, OTTO ist eine wichtige Plattform, die Sie für Ihre Marke in Betracht ziehen sollten.
Wenn Sie Fragen oder Bedenken zu OTTO oder Ihren IP-Rechten im Allgemeinen haben, kontaktieren Sie uns bei globaleyez und lassen Sie uns wissen, wie wir Ihnen helfen können.