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Letzte Änderung: 23.01.2025 | globaleyez GmbH

 

Domain takeaway powered by Lieferando

 

 

Vorbei sind die Zeiten, in denen Pizza das einzige Essen war, das man sich direkt nach Hause liefern lassen konnte. Heute erwarten Kund:innen eine Vielzahl von Gerichten, die heiß und dampfend vor ihrer Haustür stehen.

 

Allerdings sind nicht viele Restaurants darauf eingerichtet, Lieferungen in einem solchen Ausmaß zu bewältigen. Schließlich besteht ein großer Teil des Erlebnisses beim Essengehen darin, dass man auswärts isst. Aber da die Kundschaft nicht unbedingt in den anderen Teil der Stadt fahren wollen, um ihr Essen abzuholen und wieder nach Hause zu huschen, bevor es kalt wird, mussten die Restaurants eine schnelle Lösung für das Lieferproblem finden.

 

Und hier kam Lieferando ins Spiel.

 

 

Lieferando und Just Eat Takeaway

Lieferando ist der Markenname, den Just Eat Takeaway in Deutschland und Österreich verwendet. Just Eat Takeaway wurde im Jahr 2000 gegründet und ist ein niederländisch-dänisches Unternehmen für Essenslieferungen, das derzeit in 17 Ländern der Welt aktiv ist.

 

Als Online-Marktplatz für Speisen und Getränke verbindet Just Eat Takeaway Restaurants und Kunden, indem es die Bestellung, Bezahlung und sogar die Lieferung erleichtert. Laut Website nutzt Just Eat Takeaway ein hybrides Geschäftsmodell. So können Restaurants mit den nötigen Kapazitäten ihr Essen selbst ausliefern während dieser Service bei Restaurants übernommen wird, die nicht selbst dazu in der Lage sind. Es soll eine Win-Win-Win-Situation für Restaurants, Kund:innen und auch Just Eat Takeaway sein.

 

Wenn nur.

 

 

Beschleunigtes Wachstum

Just Eat Takeaway ist einer der weltweit größten Anbieter von Online-Essenslieferungen. 


Laut dem jüngsten Bericht des börsennotierten Unternehmens erreicht sein GTV für 2024 19.583 Millionen Euro, was einem Rückgang von 2 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ebenso schrumpfte die Zahl der Aufträge von 2023 auf 2024 um 5 % und erreichte 656,7 Millionen. 


Die Verluste sind hauptsächlich auf den nordamerikanischen (-9%) und südeuropäischen (-13%) Märkten des Unternehmens zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu stieg das GTV von Just Eat Takeaway in den Märkten Nordeuropas, Großbritanniens und Irlands leicht an (um 5 %), während die Auftragszahlen auch in diesen Ländern um 1 % zurückgingen.


Für die derzeitigen Schwierigkeiten des Unternehmens kann es mehrere Gründe geben. Einer davon könnte der Skandal sein, der zu Beginn des Jahrzehnts ausbrach.

 

 

Den Markt fressen

Im Jahr 2021 war Just Eat Takeaway in vielen Märkten so marktbeherrschend, dass Behörden Ermittlungen eingeleitet haben, wegen vermindertem Wettbewerb und Monopolstellung. Allein in Deutschland hat Just Eat Takeaway zwischen 2014 und 2019 vier konkurrierende Unternehmen aufgekauft, darunter foodora.de und pizza.de, und sie in Lieferando umbenannt.

 

Aber die Größe ist nicht das einzige Problem. Vielmehr scheint es, als wollte Lieferando noch größer werden und schreckte dabei auch vor zwielichtigen Methoden nicht zurück.

 

 

Schatten-Webseiten

2021 wurde Lieferando in zwei Fällen bezahlt. Wenn der/die Fahrer:in des Unternehmens das Essen für ein Restaurant ausliefert, bekam Lieferando 30% des Bestellwerts.


Im zweiten Fall, wenn die Bestellung über Lieferando kam, es sich aber um ein Take-away handelte oder der/die eigene Fahrer:in des Restaurants das Essen auslieferte, bekam Lieferando 13%.


Aber warum? Warum kamen die Bestellungen im Falle von Take-aways und Restaurant-Lieferungen über Lieferando und nicht über die eigenen Webseiten der Restaurants?

 

 

Illustration zur Frage: Sind die Websites, die angeblich zum Restaurant gehören, tatsächlich von Lieferando erstellt worden?

Illustration zur Frage: Sind die Websites, die angeblich zum Restaurant gehören, tatsächlich von Lieferando erstellt worden?

 

 

Nun, es könnte daran liegen, dass die eigenen Websites der Restaurants immer schwerer zu finden waren, dank der von Lieferando erstellten Schatten-Websites. Wie der Bayerische Rundfunk mit Daten unseres Partners DomainTools aufdeckte, haben Lieferando und seine Muttergesellschaft über 120.000 SEO-optimierte Websites in ganz Europa erstellt, die die Websites von Restaurants widerspiegelten. Werfen Sie einen Blick auf die folgenden Beispiele.

 

Bei der Suche nach "Pizza Döner Store" in Deutschland listete Google zuerst Lieferando auf, dann eine Website, die möglicherweise die Original-Website des Restaurants war, oder auch nicht.

 

 

Screenshot: google Suchergebnisse für

Screenshot: google Suchergebnisse für "pizza döner store".

 

 

Sobald Sie auf den Link der "Restaurant"-Website klickten, sahen Sie das kleine Icon von Lieferando auf der linken Seite, was bedeutet, dass Sie tatsächlich auf einer Schatten-Website gelandet sind, die von dem Essenslieferanten erstellt wurde.

 

 

Screenshot der Website von Lieferando für Pizza and Doener Store restaurant. Icon from Lieferando on google search console and reference

Screenshot der Website von Lieferando für Pizza and Doener Store restaurant. Icon von Lieferando auf der Google-Suchkonsole und Hinweis „powered by Lieferando“

 

 

Die physische Adresse, die unter "Kontakt" aufgeführt wurde, gehörte jedoch zum Restaurant selbst.

 

 

Screenshot: Adresse von Pizza und Doener Store unter

Screenshot: Adresse von Pizza und Doener Store unter "Kontakt" auf einer Website, die Lieferando gehört

 

 

Diese Vorgehensweise von Lieferando wiederholte sich auf vielen Website für Restaurants.

 

Ohne das Wissen über solche Schatten-Websites konnten Kund:innen auf den ersten Blick nicht so einfach erkennen, dass sie gar nicht auf der echten Website des Restaurants gelandet waren. Gaben sie nun eine Bestellung von dieser vermeintlich dem Restaurant gehörenden Website auf, lief diese tatsächlich über Lieferando und auch bei Selbstabholung musste das Restaurant noch 13% an Lieferando abgeben. 


Dies kann als unfaire Praxis angesehen werden, da Lieferando mehr Ressourcen und Fähigkeiten zur Verfügung hat, um SEO-optimierte Websites zu entwickeln, die von Google bevorzugt werden, und so die eigene Webpräsenz der Restaurants und die Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren, schmälert.


Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks behauptete Lieferando, die Schatten-Websites seien ein zusätzlicher Service, um Restaurants zu helfen, die möglicherweise keine eigene Website haben. Das ist auch gut so, solange Restaurants, die diesen Service nicht brauchen, ihn einfach abbestellen können. Oder überhaupt erst einmal davon zu erfahren.

 

DomainTools in Aktion

Unser Partner, DomainTools, lieferte Daten für die Untersuchung, die Lieferandos Machenschaften aufdeckte. Der Bayerische Rundfunk trat mit dem Fall an sie heran, nachdem einige Schatten-Websites entdeckt worden waren. Die Datenbanken von DomainTools wurden genutzt, um herauszufinden, ob es noch weitere gibt.

 

Durch den Einsatz der Software-Tools PhishEye und Iris mit durchsuchbaren Domain-Datenbanken konnte DomainTools schnell das Ausmaß des Betrugs aufdecken. Ohne Tools wie diese wäre das Auffinden von über 120.000 Websites wesentlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich gewesen.

"Ich liebe die Arbeit mit PhishEye und Iris. Diese Tools helfen uns, die Besitzer von Domains zu entdecken, wie viele andere Domains sie betreiben, wie lange sie schon die Rechte von Marken verletzen und vieles mehr. Zusammen mit unseren anderen Tools machen PhishEye und Iris unsere Arbeit sehr viel effektiver."

 

 

Dank der Untersuchung und der daraus resultierenden Medienaufmerksamkeit sind Kunden:innen (und Restaurants!) nun auf das Problem aufmerksam gemacht worden. So können sie ihren Lieblingsrestaurants helfen, indem sie wirklich direkt bei ihm bestellen.

 

Allerdings ist das Thema sehr kompliziert. Vor allem kleinere Restaurants haben es schwer, Ressourcen für das Marketing bereitzustellen, weshalb sie auf die Dienste von Lieferando angewiesen sind. Auch bei der Erstellung und Pflege von Websites.

 

Es wäre sehr wünschenswert, eine Lösung für die Koexistenz zu finden, die den Restaurants Luft zum Atmen lässt, während Lieferando auch seinen Profit bekommt. Schließlich kann das eine ohne das andere nicht existieren, gerade in Zeiten der Pandemie.

 

 

Es dreht sich alles um die Domain

Das Beispiel von Lieferando zeigt, wie einfach es ist, eine Domain auf praktisch jeden Namen zu registrieren, und wie viel Schaden dies für Marken anrichten kann. Solange man nicht die exakt gleiche Domain nimmt, funktioniert jede Variation, solange sie den Kunden davon überzeugt, dass er auf der Website der Marke gelandet ist. Ihrewebsite.com oder Ihre-website.com? Eine winzige Änderung, und was für ein großer Unterschied.

 

Als Expert:innen für Online-Markenschutz wissen wir bei globaleyez genau, wie wichtig es ist, Ihre Domain zu schützen. Die Registrierung eines ähnlichen Domainnamens und der Diebstahl Ihres Markenimages ist für Fälscher oder andere böswillige Akteure mit wenig Aufwand verbunden. Aus diesem Grund haben wir unseren Domain Monitoring Service entwickelt.

 

Wir prüfen kontinuierlich, ob neue Domainregistrierungen Ihren Markennamen betreffen. Wir können zwischen harmlosen und böswilligen Akteuren unterscheiden, wie z.B. einer Fan-Seite, die Ihren Produkten gewidmet ist, und der Seite eines Fälschers, der Sie abzocken will. Sobald wir alle Daten haben, können wir Ihnen helfen, Ihre Rechte durchzusetzen und ein Takedown der betrügerischen Domain veranlassen.

 

Unsere Erfahrung, Infrastruktur und branchenweiten Partnerschaften ermöglichen es uns, schnell und effizient zu handeln.

"Die langjährige Partnerschaft mit DomainTools vereint deren extrem reichhaltiges Set an Domaindaten und Analysetools mit unserer bewährten Expertise, um die Anforderungen unserer Kunden im internationalen Domain-Raum zu verteidigen, einschließlich Background Checks und Takedowns von rechtsverletzenden Domains."

 

Fazit

Die nächsten Schritte in der Lieferando-Saga verliefen eher ruhig. Auch wenn Kartellrechtsexpert:innen in verschiedenen Ländern die Aktivitäten von Lieferando beobachteten, darunter auch in Deutschland, um festzustellen, ob die Anti-Kartell-Gesetzgebung in ihrem Fall Anwendung finden sollte. Das Urteil aus dem Jahr 2023: Lieferando hat kein deutsches Kartellrecht verletzt.


Eine Sache ist jedoch klar. Betrüger:innen und andere unehrliche Akteure haben es nicht nur auf große, weltweit bekannte Marken abgesehen. Jedes beliebige Unternehmen kann zum Ziel werden. Das bedeutet, dass Online-Markenschutz kein Luxus ist. Vielmehr ist er eine Notwendigkeit für Unternehmen, die nicht Opfer von Fälschungen, Urheberrechtsverletzungen und all den anderen Gefahren werden wollen, die Online-Marktplätze heutzutage darstellen.

 

 

Sprechen Sie uns an und finden Sie heraus, was globaleyez für den Schutz Ihrer Marke tun kann

 

 

 

 

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