28.03.2023 | letzte Änderung: 23.04.2024 | globaleyez GmbH
In einem mutigen Schritt hat eBay Deutschland beschlossen, die Gebühren für Privatverkäufer:innen ab dem 1. März 2023 abzuschaffen. Diese Entscheidung betrifft nicht die gewerblichen, sondern ausschließlich die privaten Verkäufer:innen und ist allein auf Deutschland beschränkt.
Die Verkaufsgebühren bei eBay hängen vom Standort der Verkäufer:innen und von der Art der Ware ab. In der Regel wird eine feste Gebühr (0,35 € in Deutschland, 0,35 $ in den USA usw.) für das Einstellen eines Angebots sowie ein bestimmter Prozentsatz des Verkaufspreises (in der Regel zwischen 11 und 15 %) erhoben, den die Verkäufer:innen nach jedem Verkauf an eBay zahlen müssen.
Oliver Klinck, Geschäftsführer von eBay Deutschland, erklärte, man wolle mit dieser Entscheidung private Verkäufer:innen ermutigen, auf der Plattform aktiver zu werden.
Klinck sieht die Abschaffung der Gebühren als eine strategische Investition. Da die Wahrscheinlichkeit, dass private Verkäufer:innen etwas bei eBay kaufen, doppelt so hoch ist wie bei normalen Verbraucher:innen, soll die neue Gebührenstruktur sie davon überzeugen, noch mehr auf der Plattform einzukaufen, um so den Umsatz zu steigern und neue Einnahmen für den Marktplatz zu generieren.
Screenshot von ebay.de mit einem Banner, auf dem steht “Neu: Ab sofort verkaufst du kostenlos!”
Da die Verkaufsgebühren für Unternehmen weiterhin gelten, besteht die Möglichkeit, dass einige gewerbsmäßige Verkäufer:innen versuchen werden, sich als Privatverkäufer:innen auszugeben, um Geld zu sparen. Allerdings ist es nicht besonders einfach, eBay zu täuschen.
Die Plattform verwendet einen Algorithmus, der Verkaufsmuster und -mengen bewertet und feststellt, ob es sich bei Verkäufer:innen tatsächlich um Privatpersonen handelt, die versuchen, nicht mehr benötigte Dinge loszuwerden, oder um gewerbliche Händler:innen, die unter dem Radar agieren.
Da das neue Gebührensystem keine Auswirkungen auf Unternehmen hat, dürften sich für Marken keine wesentlichen Änderungen ergeben. Zumindest wenn es um den Verkauf von Produkten geht. Wie sieht es mit der Sicherheit Ihrer IP-Rechte aus? Das ist leider eine ganz andere Sache.
Betrüger:innen, welche die IP-Rechte Ihrer Marke verletzen, könnten denken, dass sie das perfekte Schlupfloch gefunden haben, um ihre Reichweite zu erhöhen. Obwohl es die Software-Tools von eBay gewerblichen Händler:innen erschweren, sich als Privatverkäufer:innen auszugeben, ist es für Betrüger:innen nicht unmöglich das System zu umgehen, indem sie die Anzahl der Verkäufe über einzelne Konten begrenzen.
Screenshot eines zufälligen Privatverkaufs auf ebay.de
Die Registrierung mehrerer privater Verkäuferkonten könnte also ein lukrativer Vorteil für Betrüger:innen sein: Sie sparen die Gebühren, welche für gewerbliche Verkäufer:innen gelten, und entgehen der Erfassung von Verstößen gegen die IP-Rechte Ihrer Marke. Und da gewerbsmäßige Verkäufer:innen eBay ihre Umsatzsteuer-Identifikationsnummer mitteilen müssen, während Privatverkäufer:innen lediglich ihre Telefonnummer und eine Bankkontonummer angeben müssen, ist es für Betrüger:innen möglicherweise sogar noch verlockender, sich als solche auszugeben.
Denn je weniger Informationen sie preisgeben, je mehr Konten sie nutzen und je verstreuter sie sind, desto schwieriger wird es für die Marken, sie zu finden, richtig?
Falsch. Zumindest, wenn Ihre Marke über ein umfassendes Online-Markenschutzprogramm verfügt.
Das Marktplatz Monitoring von globaleyez findet IP-verletzende Produktangebote auf eBay (und über 150 anderen Marktplätzen weltweit). Unabhängig davon, ob es sich um private oder gewerbliche Verkäufer:innen handelt und ob sie ein oder hundert Angebote eingestellt haben, wir finden sie.
Unsere Erfahrung zeigt, dass Betrüger:innen oft dieselben Bilder für alle ihre Produktangebote verwenden, die sie auf verschiedenen Konten auf Marktplätzen, in einzelnen Webshops, in sozialen Medien usw. veröffentlichen. Unser Image Monitoring Service hat die Aufgabe, rechtsverletzende Bilder im gesamten Internet zu finden. Damit bietet er die perfekte Möglichkeit, die tatsächlichen Gemeinsamkeiten zwischen scheinbar unzusammenhängenden Produktangeboten zu entdecken.
Und genau aus diesem Grund haben wir infrimage entwickelt, unser Software-Tool, das rechtsverletzende Bilder im gesamten Internet aufspürt und eine Verbindung zwischen allen Konten und Vertriebskanälen herstellt, die Ihre IP-Rechte verletzen.
Es ist nicht einfach, die großen Fische von den kleinen Betrüger:innen zu unterscheiden - es sei denn, Sie nutzen unseren Marktplatz Sales Tracking Service. Durch sorgfältige Verfolgung und Datenanalyse finden wir heraus, welche Verkäufer:innen mit Ihren Produkten das meiste Geld verdienen, und können so äußerst kosteneffiziente Takedown-Dienste anbieten. Denn das Sperren von Händler:innen, die zehnmal so viel verkaufen wie andere, führt bei gleichem Aufwand zu wesentlich besseren Ergebnissen.
Und nicht zuletzt können wir auch Ihre Rechte vollstrecken und die Entfernung der beanstandeten Produktangebote und anderer Inhalte von eBay, Amazon, weiteren Online-Marktplätzen, Social-Media-Plattformen, Domain-Registrierungsstellen und jeder anderen Ecke des Internets erwirken.
Die jüngsten Berichte von eBay zeigen durchaus eine Aufwärtsentwicklung. Nach einem Umsatzrückgang von 9,3 % zum Vorjahr im Jahr 2022 hat der Marktplatz im Jahr 2023 einen Umsatz von 10,1 Mrd. US-Dollar erzielt (davon etwas mehr als 1 Mrd. US-Dollar in Deutschland) und damit seinen Umsatz um 3 % gesteigert. Im Gegensatz dazu konnte Amazon allerdings seinen Umsatz im selben Jahr um 11,8% gegenüber dem Vorjahr steigern.
Der Rückgang des Umsatzes im Vorjahresvergleich für 2022 könnte ein klarer Grund für die Entscheidung sein, die Gebühren für private Verkäufer:innen abzuschaffen. Abgesehen von den Privathändler:innen selbst könnten dieser Schritt und das darauf folgende Wachstum des Verkaufsvolumens auf dem Marktplatz sogar mehr Unternehmen zu eBay locken. Und mehr Unternehmen bedeuten auch mehr Werbung, welche eine wichtige Einnahmequelle für eBay darstellt.
Seitdem die neuen Maßnahmen im März 2023 in Kraft getreten sind, hat die Zahl der Privatverkäufer:innen deutlich zugenommen. Bereits zwei Monate später gab eBay Deutschland bekannt, dass die Zahl der privaten Verkäufer:innen um 29 % gestiegen ist.
Leider ist davon auszugehen, dass einige Händler:innen (insbesondere diejenigen, die sich bereits auf der falschen Seite des Gesetzes befinden, z. B. Fälscher:innen und Graumarktverkäufer:innen) versuchen werden, die neuen Vorschriften auszunutzen und sich als private Verkäufer:innen auszugeben, um keine Gebühren zahlen zu müssen. Für uns Markenschutzexpert:innen bedeutet dies, dass wir uns zunehmend auch auf Privatverkäufer:innen und ihre Angebote konzentrieren müssen.
Ein weiteres interessantes Phänomen ist die Tatsache, dass eBay durch den Verzicht auf die Verkaufsgebühren als C2C-Marktplatz zweifellos an Popularität gewinnen wird - und damit den Konkurrenzkampf mit dem bereits etablierten Kleinanzeigen (früher eBay Kleinanzeigen) verstärkt.
Kleinanzeigen hat nichts mehr mit dem amerikanischen E-Commerce-Riesen zu tun. eBay hat seine deutsche Kleinanzeigenabteilung 2020 mitsamt Firmenname und Domain an den norwegischen Marktplatz Adevinta verkauft.
Screenshot der damaligen Startseite von ebay.kleinanzeigen.de
Die namentliche Ähnlichkeit zwischen eBay und eBay Kleinanzeigen hat Verbraucher:innen bis 2024 verwirrt. Dann hat der Kleinanzeigenmarktplatz "eBay" aus seinem Markennamen gestrichen und macht nun unter dem Namen Kleinanzeigen.de weiter.
Die Bestimmungen für Marktplätze kommen und gehen, so wie es die wirtschaftlichen Anforderungen im Laufe der Zeit erfordern. Was sich jedoch nicht ändert, ist die Tatsache, dass unseriöse Verkäufer:innen immer nach Wegen suchen werden, um leichtes Geld zu verdienen - in der Regel mit den IP-Rechten Ihrer Marke.
Lassen Sie das nicht zu; kontaktieren Sie globaleyez und lassen Sie uns eine umfassende Online-Markenschutzstrategie für Ihre Marke entwickeln.