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Letzte Änderung: 30.04.2024 | globaleyez GmbH

 

Betrug mit gefälschten Zertifikaten

 

Ein Zertifikat ist ein Gütesiegel, das bescheinigt, dass das betreffende Produkt oder die betreffende Dienstleistung authentisch ist und alle berechtigten Erwartungen erfüllt. Es sei denn, es ist eine Fälschung.

 

Angesichts der Fülle von Betrügereien und gefälschten Produkten, die online erhältlich sind, werden viele Menschen immer vorsichtiger, wem und was sie online vertrauen. Leider haben die Betrüger:innen dieses Phänomen entdeckt und ihre Methoden verbessert.

 
Die besondere Bedeutung von Zertifikaten

Laut Dictionary.com ist ein Zertifikat "ein Dokument, das als Beweis oder schriftliches Zeugnis dient, z. B. über Status, Qualifikationen, Privilegien oder die Echtheit einer Sache" (übersetzt von globaleyez). Zertifikate wurden erfunden, um Vertrauen in bisher unbekannte Produkte, Dienstleistungen oder Personen zu schaffen. 


Der Grundgedanke dahinter ist, dass die Zustimmung einer objektiven, sachkundigen und auf dem jeweiligen Gebiet kompetenten Instanz dazu beiträgt, die Verbraucher:innen vom Wert eines Produkts zu überzeugen.


Und das ist gut so, solange es sich um ein echtes Zertifikat handelt, das auf echten, objektiven Anforderungen und gründlichen Prüfungen einer echten, sachkundigen Stelle beruht. Haben Sie das entscheidende Wort hier bemerkt?

 
Zertifizierbare Fälschung

Gefälschte Zertifikate sind keine neue Erscheinung. Menschen, die ihren Lebenslauf aufbessern wollen, greifen manchmal auf den "Kauf" eines Hochschulabschlusses zurück, d. h. sie besorgen sich ein gefälschtes Zeugnis von einer (echten oder nicht ganz so echten) Hochschule. Betrüger:innen nutzen das gleiche Prinzip.


Letzten Endes ist ein Zertifikat entweder gefälscht oder echt, und das ist alles, was zählt. Es ist jedoch wichtig, einen Blick auf die verschiedenen Arten von gefälschten Zertifikaten zu werfen. Oder besser gesagt, die Gründe, warum ein gefälschtes Zertifikat erstellt wird, und die Person(en), die dahinter stehen.

Betrüger:innen zertifizieren sich selbst

Um Menschen zum Kauf ihrer Produkte/Dienstleistungen zu verleiten, können Betrüger:innen ihre eigenen Zertifikate erstellen und sie auf ihre Website stellen. Das ist gar nicht so schwierig; alles, was Sie brauchen, ist einen überzeugenden Namen und ein paar Photoshop-Kenntnisse.

Illustration: fake certificate by fictitious Oxfordiana Research Association

Illustration: Gefälschtes Zertifikat der fiktiven Oxfordiana Research Association

 

Wie klingt zum Beispiel das von der Oxfordiana Research Association ausgestellte Zertifikat "Top Quality"? Gar nicht so schlecht für eine Organisation und ein Zertifikat, das ich vor zehn Sekunden erfunden habe.

 

Es handelt sich dabei um kleine Betrüger:innen, die versuchen, sich selbstständig zu machen, und obwohl sie definitiv schädlich sind, können sie in der Welt des Online-Markenschutzes als kleine Fische betrachtet werden.

 

Sie sind wie jene Leute, die gefälschte Bewertungen auf ihren Websites verwenden. Schädlich, ja, aber ihre Reichweite ist nicht groß genug, um große Probleme zu verursachen.

 
Falsche Zertifikate, echte Geschäfte

Dann gibt es noch die weniger kleinen Betrüger:innen, die nicht nur ein paar Leute zum Kauf ihrer eigenen minderwertigen Produkte verleiten wollen. Vielmehr sind gefälschte Zertifikate das Hauptprodukt dieser Betrüger:innen.

 

Es gibt zwar unterschiedliche Betrüger:innen, die in dieser Kategorie aktiv sind, aber die allgemeine Vorgehensweise ist ähnlich. Vertreter:innen einer glaubwürdig erscheinenden Organisation wenden sich per Post oder E-Mail an Unternehmen und rät ihnen, ihr Zertifikat zu beantragen, oder fordert sie geradezu dazu auf. Für die Beantragung wird natürlich eine Gebühr erhoben, die in der Landeswährung zwischen ein paar Dollar und Hunderten von Euro liegen kann.

 

So erging es einem neuen Geschäftsinhaber in Pennsylvania, der ein Schreiben von einer amtlich aussehenden Stelle erhielt, in dem es um ein "Certificate of Good Standing" ging. In dem Schreiben wurde angedeutet, dass der Erhalt der Bescheinigung obligatorisch sei, und es wurde ein Betrag genannt, der gerade so niedrig war, dass er von vielen neuen Unternehmern nicht beachtet werden würde. Schließlich kostet die Gründung eines Unternehmens viel Geld und Zeit, und es ist kein Wunder, wenn vielbeschäftigte, unerfahrene Unternehmer:innen nicht die Energie aufbringen, die Forderung zu prüfen, und einfach die Summe zahlen.

 

Glücklicherweise nahm sich der Unternehmer die Zeit und rief die auf dem Schreiben angegebene Nummer an. Der Vertreter am anderen Ende der Leitung war sehr gereizt und abweisend, was den Unternehmer misstrauisch machte. Er rief bei der für die Gewerbeanmeldung zuständigen Behörde an und wurde prompt darüber informiert, dass die Bescheinigung gefälscht war und er nur knapp einer Abzocke entging. Es lässt sich jedoch nicht sagen, wie viele Menschen diesem oder einer der zahllosen ähnlichen Betrügereien zum Opfer gefallen sind.

 

 

Gleiches Prinzip, andere Art von Opfer

Eine andere Variante dieses Betrugs besteht darin, dass Betrüger:innen in der SSL-Zertifikatsdatenbank nach Websites suchen, deren rechtmäßige SSL-Zertifizierung (ein digitales Gütesiegel, das Websites authentifiziert und ihnen die Nutzung einer verschlüsselten Verbindung ermöglicht) demnächst abläuft. Die Betrüger:innen senden dann eine E-Mail an die Eigentümer:innen der Website und bieten einen Link an, über den das Zertifikat schnell "erneuert" werden kann - die Zahlung landet jedoch auf einem falschen Konto, oder noch schlimmer, der Link führt zu einer Phishing-Website.


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Um es kurz zu machen: Es kann vorkommen, dass echte Unternehmen gefälschte Zertifikate anzeigen, ohne zu wissen, dass sie betrogen wurden. Diese falschen Zertifikate können völlig unsinnig sein, von nicht existierenden Unternehmen ausgestellt werden oder die gefälschte Version eines echten Zertifikats sein.

 

So stellt beispielsweise die globale Nachhaltigkeitsorganisation ISCC (International Sustainability and Carbon Certification) Zertifikate für Unternehmen aus, die nachhaltige Ressourcen nutzen. Ihre Zertifikate sind in diversen Branchen begehrt, was Betrüger:innen dazu veranlasst hat, Fälschungen anzufertigen und diese als echt zu verbreiten.

 

Um sich dagegen zu wehren, hat ISCC auf seiner Website eine Liste gefälschter Zertifikate und der Unternehmen, die sie verwenden, veröffentlicht. Sie betonen jedoch, dass das "gefälschte Zertifikat nicht unbedingt von dem betreffenden Unternehmen selbst gefälscht worden ist". Die Unternehmen könnten den Eindruck haben, dass sie ein echtes ISCC-Zertifikat erhalten haben, obwohl es sich in Wirklichkeit nur um eine Nachahmung handelt.

 

 

Andere Branche, ähnlicher Betrug

Das Gleiche passiert mit ENplus, einer Organisation, die die Produktion und den Handel von Holzpellets zertifiziert. Betrüger:innen sind dazu übergegangen, gefälschte ENplus-Zertifikate zu verwenden, um potenzielle Kund:innen zur Bestellung zu verleiten. Das Problem hat ENplus dazu bewegt, auf ihrer Website eine Rubrik zum Betrugsmanagement einzurichten, in der Kund:innen aufgerufen werden, eine schwarze Liste mit bekannten Betrüger:innen einzusehen und der Organisation neue Fälle zu melden.

 

 

Screenshot of enplus-pellets.eu displaying the fraud management section

Screenshot von enplus-pellets.eu mit der Abbildung der Rubrik Betrugsmanagement


Für Online-Markenschutzexpert:innen bedeutet dies, dass wir mit Vorsicht vorgehen müssen. Die Verwendung eines gefälschten Zertifikats ist ein eindeutiges Warnsignal, aber es kann eine harmlose Erklärung dafür geben, sodass wir keine vorschnellen Schlüsse ziehen sollten.

 
Fälschung x Fälschung

Und zu guter Letzt die "Crème de la Crème", gefälschte Zertifikate, die falsche Unternehmen zertifizieren. Dies sind die großen Fische unter den Zertifikatsbetrüger:innen, die in der Regel eine ausreichende Reichweite haben, um eine Vielzahl von Menschen zu täuschen. 


Unser Partner Scamadviser hat vor kurzem eine Untersuchung über eine Organisation namens International Financial Market Relations Regulation Center, kurz IFMRRC, durchgeführt.

 

 

Screenshot of organization called International Financial Market Relations Regulation Center, or IFMRRC

Screenshot der Organisation mit der Bezeichnung International Financial Market Relations Regulation Center (IFMRRC)

 

Scamadviser entdeckte verschiedene Unstimmigkeiten, wie z. B. eine andere Website der vermutlich gleichen Organisation in russischer Sprache, Tippfehler, nur eine E-Mail-Adresse als Kontaktangaben usw. All dies deutet darauf hin, dass es sich bei der Organisation um einen Betrug handelt.

 

 

Screenshot of organisation FMRRC

Screenshot der Organisation FMRRC

 

Auf konkrete Fragen antwortete die IFMRRC mit einem allgemeinen Formbrief, der Informationen darüber enthielt, wie man das Zertifikat erhalten kann. Laut dieser E-Mail kostet ein IFMRRC-Zertifikat 3000 US-Dollar und wird innerhalb von fünf Werktagen ausgestellt, was viel zu wenig Zeit ist, um eine ordnungsgemäße Prüfung durchzuführen, auf der ein solches Zertifikat üblicherweise basiert. 


Während wir mit großer Sicherheit sagen können, dass die IFMRRC eine Organisation ist, die gefälschte Zertifikate ausstellt, was ist mit den Unternehmen, die sie zertifiziert? Einige von ihnen mögen unschuldige, ehrliche Unternehmen sein, die mit dem Zertifikat betrogen wurden. Aber als Scamadviser einen Blick auf die Liste der Unternehmen warf, die das IFMRRC-Zertifikat tragen, tauchten ein paar weitere Warnhinweise auf.


Die meisten der zertifizierten Unternehmen haben zum Beispiel eine sehr niedrige Kundenbewertung auf vertrauenswürdigen Websites wie Trustpilot. Außerdem tauchen einige von ihnen sogar in Betrugswarnungen von Regierungen auf. 


Das reicht völlig aus, damit unsere Online-Markenschutzexpert:innen erkennen, dass wir es mit Betrüger:innen zu tun haben, und die notwendigen Schritte einleiten, um die Markenrechte unserer Kund:innen zu schützen.

 
Wie man sich vor gefälschten Zertifikaten schützt

Als Unternehmer:in oder Privatperson müssen Sie sich der Gefahr gefälschter Zertifikate bewusst sein und wissen, wie Sie sich schützen können. Glücklicherweise sind Informationen in der Regel leicht verfügbar, und wenn Sie sich einen Moment Zeit nehmen und nach Beweisen suchen, können Sie vermeiden, dass Sie für ein gefälschtes Zertifikat oder ein damit zertifiziertes Produkt oder eine Dienstleistung bezahlen müssen.

 
1. Online-Suche

Eine einfache Google-Suche reicht oft aus. Wenn Sie z. B. meine erfundene Oxfordiana Research Association googeln, werden Sie schnell feststellen, dass es sie nicht gibt. Das bedeutet, dass jedes von ihr ausgestellte Zertifikat eine Fälschung ist. 


Außerdem können Sie Berichte von anderen Personen oder Unternehmen finden, die von der Organisation und dem Zertifikat betrogen wurden, oder sogar Warnungen von Regierungen vor diesem Betrug.

 
2. Achten Sie auf Warnhinweise

Wenn die Organisation zu existieren scheint oder zumindest über eine Website verfügt, sollten Sie dort nach Warnhinweisen suchen. Sind echte Personen, wie Gründer:innen oder Manager:innen, genannt? Gibt es echte Kontaktdaten, einschließlich einer Postanschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse? 


Wie bei der Erkennung gefälschter Produkte sollten Sie auch hier den allgemeinen Eindruck der Website überprüfen. Ist sie minderwertig, mit Tippfehlern gespickt und weisen alle Informationen nur auf das Zertifikat hin? Oder ist sie detailliert, sorgfältig gestaltet und geschrieben, mit mehreren Unterseiten und verschiedenen anderen Abschnitten, die auf eine echte, umfassende Einheit hinweisen?


Lassen Sie die Website durch domain.com laufen, um die Whois-Daten herauszufinden, und durch Scamadviser, um zu sehen, ob es bereits Betrugsfälle im Zusammenhang mit der Website gegeben hat.

 
3. Kontaktieren Sie authentische Organisationen

Wenn Sie sich immer noch unsicher sind, wenden Sie sich an das Unternehmensregister Ihrer Gemeindeverwaltung und bitten Sie um deren Rat. 


Ähnlich verhält es sich, wenn Ihnen die zertifizierende Organisation bekannt ist. Wenden Sie sich über ihre regulären Kontaktkanäle und NICHT über die, die Sie auf der fraglichen Website gefunden haben, an sie und bitten Sie sie, die Angaben zu bestätigen.

 
Fazit

Gütesiegel wecken Vertrauen bei Menschen, und leider machen sich Betrüger:innen dieses Vertrauen zu Nutze. Stellen Sie sicher, dass Sie nicht Opfer von gefälschten Zertifikaten werden; nehmen Sie sich einen Moment Zeit zum Überdenken, bevor Sie Ihr Vertrauen in das Gütesiegel einer anderen Person setzen.


Wenn Sie eine Expertenmeinung zu Betrug oder Online-Markenschutz benötigen, kontaktieren Sie uns bei globaleyez.

 

 

 

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