Virtual Reality, reale IP-Verletzung

In den letzten Jahrzehnten hat die weit verbreitete Nutzung von augmented und virtual Reality den Sprung von der Science-Fiction zur Realität geschafft. AR- und VR-Technologien sind erschwinglicher geworden und haben daher in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten, darunter in der Unterhaltung, der wissenschaftlichen Forschung, der Bildung und sogar beim Einkaufen.

Bei einer so weit verbreiteten Nutzung ist es kein Wunder, dass VR-Anwendungen Auswirkungen auf viele Bereiche haben. Dazu gehören auch Markenschutz und geistige Eigentumsrechte.

Aus diesem Grund hat Jan (Projektmanager bei globaleyez) genau dieses Thema des Metaverse und der (zukünftigen) Rolle des geistigen Eigentums gewählt, um es am 25. November bei Europol auf einer Konferenz über die Operation Aphrodite zu präsentieren. Die Veranstaltung galt der Bestandsaufnahme der jüngsten Entwicklungen im Bereich des IP-Schutzes und der Bekämpfung von Fälschungen.

Bei so vielen Begriffen und Abkürzungen kann man leicht durcheinander kommen. Hier ist eine kurze Einführung in die wichtigsten Begriffe.

Virtual Reality oder VR "ist der Einsatz von Computertechnologie zur Schaffung einer simulierten Umgebung". (aus dem Englischen übersetzt von globaleyez) Für ein vollständiges VR-Erlebnis müssen Nutzer:innen ein spezielles Headset aufsetzen, das im Gegensatz zu einem herkömmlichen Fernseh-, Computer- oder Smartphone-Bildschirm das Gefühl erwecken soll, man befinde sich tatsächlich in der virtuellen Umgebung anstatt von außen in sie hinein zu blicken.

Eine Person, die ein VR-Headset benutzt

Bei der augmented Reality (oder AR) hingegen wird ein virtuelles Element in eine reale Umgebung eingefügt. Die 2016 durch das Spiel Pokemon Go populär gewordene AR-Technologie verändert die Umgebung mit verschiedenen digitalen Funktionen, schafft aber keine völlig neue Umgebung wie VR.

Das Metaverse schließlich ist eine komplexe virtuelle Parallelwelt, die durch die Verknüpfung einzelner digitaler Welten von Spielen, Unternehmen, Nutzer:innen und allen anderen Entitäten, die in der virtuellen Welt interagieren, entsteht.

Ist das zu sehr Matrix? Es hört sich auf jeden Fall so an, aber wissen Sie, dass Facebook Inc. kürzlich seinen Namen in Meta geändert hat? Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass das Metaverse im Begriff ist, die Nische des Science-Fiction zu verlassen und ins alltägliche Leben einzutreten.

Erinnern Sie sich an das beliebte Brettspiel Das Spiel des Lebens? Wie viel Spaß es macht, ein Leben zu erschaffen und es so zu leben, wie man es will, ohne dass man nach dem Spiel irgendwelche Auswirkungen oder Konsequenzen seiner Entscheidungen zu spüren bekommt.

Nun, die VR-Technologie kann das auf die nächste Stufe heben. Kein Wunder, dass der Markt boomt: Von "nur" 0,4 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2017 sind die Gewinne aus VR-Spielen im Jahr 2020 auf 1,1 Milliarden Dollar gestiegen und werden voraussichtlich bis 2024 auf 2,4 Milliarden Dollar anwachsen.

Genau wie klassische Brett- und Videospiele gibt es auch die neueste Generation von Spielen (ob VR oder nicht) in verschiedenen Formen und Größen. Viele von ihnen bieten den Spieler:innen die Möglichkeit, Avatare zu erstellen und sie auf virtuelle Abenteuer in einer Vielzahl von digitalen Welten zu schicken, die von völlig realistisch bis hin zu High Fantasy reichen.

Aber mit Hilfe der neuesten Technologien können die Spielerinnen und Spieler wirklich in diese Welten eintauchen und Teil des Geschehens werden. Sogar Spiele, bei denen keine VR-Headsets verwendet werden, vermitteln ein authentisches Gefühl und bieten den Nutzer:innen ein völlig immersives Erlebnis.

In Spielen wie Second Life, Animal Crossing, Sims und Roblox haben die Spielerinnen und Spieler die Möglichkeit, ein virtuelles Leben in vollen Zügen zu genießen, coole Karrieren zu machen, mit Freund:innen zu spielen und sogar Spiele zu kreieren, an spannenden Veranstaltungen teilzunehmen, Eigentum zu besitzen und vieles mehr.

Klingt nach harmlosem Spaß, oder? Manchmal ist es das auch. Aber in einigen Fällen haben solche Spiele sehr reale Auswirkungen für Menschen und Marken.

Zwar zahlen die Menschen gerne gutes Geld, um unterhalten zu werden, aber viele dieser Spiele sind längst über die Definition von "Spaß" hinausgegangen. Da das Homeoffice seit dem Ausbruch der COVID-Pandemie zur Norm geworden ist, haben Virtual-Reality-Plattformen ihr Angebot erweitert und bieten Unternehmen einen "Ort", den sie für Besprechungen, Konferenzen, Seminare und mehr nutzen können.

Second Life beispielsweise bietet eine Plattform, die speziell für die Teamarbeit aus der Ferne entwickelt wurde und die ein intensiveres und authentischeres Gefühl vermittelt, als wenn man allein vor seinem Computer am Küchentisch sitzt.

Außerdem bietet Roblox einen "Veranstaltungsort" für virtuelle Geburtstagsfeiern, die mehr Spaß versprechen, als im Winter bei einer COVID-sicheren Versammlung im Freien zu frösteln. Außerdem bietet die Verschmelzung von realem und virtuellem Handel viele bisher ungeahnte Möglichkeiten für Unternehmen. Das virtuelle Anprobieren von Kleidung zum Beispiel schließt eine der wichtigsten Lücken zwischen Online- und Ladengeschäften.

Eine Frau, die Kleidung virtuell anprobiert. Source: The Future of Augmented Reality: 10 Awesome Use Cases, https://www.youtube.com/watch?v=WxzcD04rwc8

Die Anwendungsfälle für diese Technologien werden von Sekunde zu Sekunde größer. Das gilt auch für den Wert des Marktes: Der Wert des Metaverses betrug im Jahr 2020 47,69 Milliarden US-Dollar und soll bis 2028 828,95 US-Dollar erreichen.

Der Aufbau von Welten in digitalen Spielen und anderen Metaverse-Apps hat den von klassischen Brettspielen längst übertroffen.

Die Nutzer:innen können für Spielgeld, das sie im Spiel selbst verdient haben (oder sogar für echtes Geld, wenn das Spiel dies zulässt), virtuelle Waren kaufen und verkaufen - wobei dieses Spielgeld oft in sehr reale Einnahmen "umgewandelt" werden kann.

In der realen Welt gibt es verschiedene Online Marktplätze, die sich auf den Kauf und Verkauf von In-Game-Items wie Waffen, Schlüssel oder anderes Zubehör spezialisiert haben.

Ähnlich haben auch viele Spiele ihre eigenen Marktplätze, auf denen die Spieler:innen bestimmte Waren kaufen können, die sie im Spiel verwenden wollen.

Wie zum Beispiel die digitalen Versionen von echten Markenprodukte

Erinnern Sie sich daran, dass Zeichentrickfiguren immer das gleiche Outfit tragen? Nun, einige Spieler:innen wollen ihre Avatare nicht demselben modischen Schicksal aussetzen und sind bereit, Geld auszugeben (ob real oder im Spiel), um ihnen coole Sachen zu kaufen.

Ähnlich verhält es sich mit Arbeitnehmer:innen, die über virtuelle Avatare von ihrem Wohnzimmer aus an Meetings teilnehmen. Wer will schon in der getragenen digitalen Kleidung von gestern erscheinen? Sie können sogar jeden Tag Ihre Frisur ändern, wenn Sie wollen, oder als Cartoon-Version Ihrer selbst erscheinen.

Verschiedene Avatare mit digital veränderten Merkmalen. Quellen: Meta Reality Lab Research, Hair and Skin Rendering, https://gfycat.com/greenclearfruitfly, and The Metaverse and How SWe’ll Build it Together - Connect 2021, https://www.youtube.com/watch?v=Uvufun6xer8&t=1594s

Und was könnte cooler sein als virtuelle Repliken von Produkten echter Marken?

Einige Marken haben das Potenzial dieses Marktes bereits erkannt und sich ihren rechtmäßigen Platz in der virtuellen Welt durch rechtliche Vereinbarungen gesichert. So kooperiert beispielsweise Gucci mit Roblox, Louis Vuitton mit League of Legends, Valentino und Marc Jacobs mit Animal Crossing und Balenciaga mit Fortnite.

Da der Markt für digitale Spiele immens ist und alle Trends nach oben zeigen, macht es für Marken wirklich Sinn, sich ihre digitalen IP-Rechte zu sichern. Genau wie Nike, als das Unternehmen in den USA digitale Marken für seine Produkte, einschließlich Schuhe und Kleidung, beantragte.

Denn früher oder später werden virtuelle Versionen Ihrer Markenprodukte in Spielen und anderen digitalen Anwendungen auftauchen, ob Sie es wollen oder nicht. In der Tat hat es bereits begonnen.

Sie können alle Arten von Produkten auf digitalen In-Game-Marktplätzen erhalten. Wie zum Beispiel Nike-Kleidung oder Gucci-Produkte in Second Life. Wir glauben jedoch, dass diese nicht von den Marken autorisiert wurden, obwohl wir uns natürlich nicht ganz sicher sein können.

Screenshot von Second Life-Marktplatzangeboten für Nike-Produkte von secondlife.com.

Dieser gerichtsverwertbare, mit einem Zeitstempel versehene Screenshot wurde mit unserem eigenen Tool, screenseal, erstellt

Sehen Sie sich diese praktische Google Chrome-Erweiterung an!

Das bedeutet, dass, genau wie in den realen Szenarien von Fälschungen, Graumarkt oder anderen IP-Verletzungen, jemand die Einnahmen Ihrer Marke stiehlt.

Ganz zu schweigen von Ihrem guten Ruf.

Einige dieser Spiele können sehr gewalttätig werden. Wollen Sie, dass die Figuren, die in Grand Theft Auto oder Resident Evil Menschen abschlachten, Ihre Markenprodukte tragen? Oder die Werkzeuge Ihrer Marke für sehr unappetitliche Handlungen verwenden?

Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung unseres Lebens könnte der Schutz Ihrer IP-Rechte in VR und AR schon bald genauso wichtig werden wie in der realen Welt. Die Frage ist nur, wie?

Da der Markt noch sehr neu ist, ist es unmöglich, alle Möglichkeiten vorherzusagen, wie sich Marken in der digitalen Welt vor IP-Verletzungen schützen können. Es gibt jedoch bereits einige Beispiele, die einen Einblick in die Zukunft geben können.

Virtuelle Birkin-Taschen

Die Luxusmarke Hermés hat ein Gerichtsverfahren gegen einen Künstler gewonnen, der virtuelle Birkin-Taschen namens MetaBirkins als NFTs erstellt und verkauft hat. Während der Künstler behauptete, dass das digitale Bild der Tasche eine Form der Kunst sei, argumentierte Hermés, dass der Künstler durch die Verwendung ihres Logos und des Bildes ihrer Tasche ihr Markenrecht verletzt habe.

Schließlich befand das Gericht den Künstler für haftbar wegen Markenrechtsverletzung, Markenverwässerung und sogar Cybersquatting und wies ihn an, die Verwendung des Trademarks Birkin zu unterlassen und den Domänennamen MetaBirkins sowie alle Erlöse aus seinen Verkäufen an Hermés abzutreten.

Dieser Fall beweist, dass Marken gegen Verletzungen von IP-Rechten auch in virtuellen Realitäten vorgehen können und sollten.

So wie Nike es getan hat, scheint die Registrierung Ihrer Markenrechte in der virtuellen Welt der perfekte (und notwendige) erste Schritt zu sein, um sie vor Missbrauch zu schützen. Aufgrund der Neuartigkeit des Marktes (und des gesamten Phänomens) kann es lange dauern, bis sich ein Verhaltenskodex für die digitalen Versionen realer Markenprodukte durchsetzt.

Warten Sie nicht darauf; lassen Sie Ihre digitalen IP-Rechte registrieren, um eine solide Grundlage für deren Schutz in digitalen Umgebungen zu schaffen.

Non-fungible tokens oder NFTs sind einmalige digitale Vermögenswerte. Zum Beispiel kann ein digitales Kunstwerk, ein Video oder sogar ein signierter Tweet ein NFT sein. Diese tokens werden auf der Blockchain gespeichert (NFTs sind Teil der Ethereum-Blockchain), was sicherstellt, dass ihre Authentizität nicht verfälscht werden kann.

Leider sind NFTs wie jedes andere digitale Werk nicht immun gegen die Copy-Paste-Methode, aber die Kopie enthält nicht die eindeutige Kennung, die die NFT sichert und die Menschen vor dem Diebstahl warnt.

Das Verfahren ähnelt dem Image Monitoring Service von globaleyez; auch wir suchen nach Bildern, die ohne Genehmigung verwendet werden, und sorgen dafür, dass sie aus dem Internet entfernt werden (allerdings verlangen wir nicht, dass den Originalbildern unserer Kunden eine NFT beigefügt wird).

Auch wenn die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt, könnten NFTs eine vielversprechende Lösung für Marken sein, um ihre IP-Rechte in der virtuellen Welt zu schützen.

Und dann ist da natürlich noch der gute alte Online-Markenschutz. Das Metaverse & Co. ist zwar komplexer und überwältigender als alles andere zuvor, aber es basiert immer noch auf dem Internet. Und raten Sie mal, was im Internet besonders gut funktioniert? Online-Markenschutz.

Unsere Dienstleistungen wie Marktplatz-, Domain-, Image- und Social-Media-Monitoring lassen sich an die Anforderungen des Metaverses anpassen. Genauso wie wir Produkte, die gegen das geistige Eigentum verstoßen, auf regulären Online- und Offline-Marktplätzen finden, können wir auch In-Game-Marktplätze wie Roblox und Second Life durchforsten und Angebote aufspüren, die gegen die geistigen Eigentumsrechte unserer Kunden verstoßen.

Warten Sie nicht darauf, dass eine Lösung gefunden wird, die Sie vor IP-Verletzungen im Metaverse schützen könnte.

Kontaktieren Sie uns und lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung entwickeln!

Virtual Reality hat ein immenses Potenzial, unser Leben auf so vielen Ebenen zu verändern. Die Art und Weise, wie wir arbeiten, leben, spielen und miteinander interagieren, könnte in ein paar Jahren völlig anders aussehen als heute. Da die Technologie noch sehr neu ist, lässt sich nicht vorhersagen, wie schnell und in welchem Umfang sie in den Alltag der Menschen Einzug halten wird.

Wir bei globaleyez sind auf jeden Fall begeistert von den Möglichkeiten, aber wie bei allen anderen neuen Entwicklungen werden wir die potenziellen Gefahren für die IP-Rechte unserer Kunden im Auge behalten. Wie auch immer sich das Metaverse entwickeln wird, wir werden sicher unter den Ersten sein, die sich darauf einstellen und Lösungen anbieten, um Ihre Marke vor digitalen Fälscher:innen, Graumarkt Problemen und anderen unehrlichen Akteur:innen zu schützen, die Ihre IP-Rechte verletzen.